KOReader auf dem Tolino Shine 5
Aufgrund der Software-Unzulänglichkeiten und -Bugs ist der Tolino Shine 5 leider noch immer nicht so richtig alltagstauglich geworden. Daher habe ich mich mal über den aktuellen Stand der KOReader-Unterstützung für das Gerät informiert und wurde positiv überrascht.
Es ist leider noch nicht so, dass es ein offizielles Release für den Shine 5 gibt. Notwendige Anpassungen wurden auch noch nicht mit den Hauptentwicklungszweig im KOReader-Repository zusammengeführt. So ist also etwas Handarbeit gefragt. Zu Dokumentationszwecken möchte ich das Vorgehen hier einmal schildern.
Vorbereitungen
Mein PC läuft mit Arch Linux. Zu anderen Linuxdistributionen oder gar Betriebssystemen kann ich leider keine Aussage machen. Während der Compiliervorgänge kam es immer wieder mal vor, dass ein Paket nachinstalliert werden musste. Unter anderem folgende Pakete sollten installiert sein: base-devel curl git gperf help2man unzip wget 7zip. Je nachdem was bereits vorhanden ist oder nicht, bedarf es weiterer Paketinstallationen. Das ist aber meist unmittelbar aus den Fehlermeldungen ersichtlich.
Außerdem muss man in /etc/pacman.conf
multilib aktivieren und danach (nach einem pacman -Syu
) folgende Pakete installieren: lib32-glibc lib32-gcc-libs
koxtoolchain
Damit speziell für die Kobo/Tolino-Plattform compiliert werden kann, ist eine entsprechende Toolchain notwendig. Zum Glück gibt es diese schon: koxtoolchain. Wir erstellen also am besten ein Verzeichnis, etwa ~/SDKs
, und klonen das koxtoolchain-Repository dorthin.
1mkdir ~/SDKs && cd ~/SDKs
2git clone https://github.com/koreader/koxtoolchain.git
3cd koxtoolchain
Anschließend kann die Toolchain gebaut werden:
1./gen-tc.sh kobov5
Und über das folgende Kommando wird die Toolchain (nur) für die aktuelle Shell aktiviert:
1source ~/SDKs/koxtoolchain/refs/x-compile.sh kobov5 env
Jetzt kann es an das eigentliche Vorhaben gehen: KFMon und KOReader für den Shine bauen.
KFMon
KFMon – was ist das eigentlich? Irgendwie muss der KOReader ja gestartet werden. Das kann man zum Einen über NickelMenu machen, was eigentlich mein Tool der Wahl wäre. NickelMenu erstellt einfach eine weitere Menüschaltfläche auf dem Reader. Und ein Menüpunkt, den man dann erstellen kann, wäre eben "KOReader". Leider bedarf es noch größerer Anstrengungen, bis NickelMenu auf der neuen Kobo/Tolino-Plattform läuft. Eine Alternative ist allerdings KFMon. Hierbei muss man zwar auf ein schickes Menü verzichten. Vielmehr hat man mit KFMon die Möglichkeit, über Pseudo-Bücher bestimmte Aktionen auszuführen. Tippt man also auf das Buch „KOReader“ wird eben dieser gestartet. Da das eine häufig gebrauchte Funktion von KFMon ist, ist zum Glück schon alles für den KOReader vorkonfiguriert. KFMon kommt also bereits mit einem „KOReader-Buch“ und entsprechenden Konfigurationseinträgen.
Da es auch noch keine fertigen KFMon-Pakete für unseren Shine 5 gibt, muss auch das erst mal selbst gemacht werden. In einem beliebigen Verzeichnis (z. B. ~/src
) klonen wir das entsprechende Repository:
1git clone https://github.com/NiLuJe/kfmon.git --recursive
2
3cd kfmon
Und mit make kobov5
wird KFMon für die gewünschte Plattform gebaut. Heraus kommen zwei Dateien: KFMon-v1.4.6-140-g241dcf3.zip
(Dateiname kann abweichen). Das ist die Installationsdatei. Und KFMon-Unistaller.zip
, mit Hilfe derer eine Deinstallation von KFMon durchgeführt werden kann.
Wir möchten KFMon also installieren und entpacken KFMon-v1.4.6-140-g241dcf3.zip
direkt auf den als Laufwerk angeschlossenen Reader (oberste Verzeichnisebene). Nach Auswerfen des Reader-Laufwerks bootet der Tolino neu und installiert KFMon.
Nun gibt es mehrere neue "Bücher" auf dem Tolino. Darunter auch eines mit dem KOReader-Logo.
KOReader
Jetzt kommen wir also zum Eigentlichen, der Compilierung und Installation des KOReaders. Wie erwähnt gibt es leider noch kein offizielles Release, das den Tolino Shine 5 unterstützt. Daher müssen wir auch hier selbst Hand anlegen.
Zunächst gehen wir wieder in ein beliebiges Verzeichnis (~/src
) und klonen das KOReader-Repository.
1git clone https://github.com/koreader/koreader.git
Ebenso benötigen wir die Anpassungen, die für die Unterstützung des Gerätes sorgen. Da diese aber noch nicht in dem Hauptentwicklungszweig eingepflegt wurden, müssen wir zunächst die Änderungen in Form einer Patchdatei (hier) holen und irgendwo ablegen. Anschließend wechseln wir in das KOReader-Verzeichnis und wenden den Patch an.
1cd koreader
2
3patch -p1 < /pfad/zu/patchfile
Nun ist alles vorbereitet und das KOReader-Paket kann (für die Kobov5-Plattform) erstellt werden.
1./kodev release kobov5
Heraus kommt eine .zip-Datei, die u.a. ein Verzeichnis koreader enthält. Dieses Verzeichnis kopiert man in das (versteckte) Verzeichnis .adds
auf dem Tolino.
Fertig
Wir haben also KFMon installiert, das ein KOReader-Pseudo-Buch bereitstellt. Wenn man dieses Buch „öffnet“ wird tatsächlich der KOReader, den wir zuvor installiert haben, gestartet. An der einen oder anderen Stelle hakelt es noch etwas. So ist bei mir der KOReader bzw. das Betriebssystem abgestürzt, nachdem ich das WLAN über das KOReader-Menü einschalten wollte. Das ist wohl ein bekanntes Problem und tritt dann nicht mehr auf, wenn das WLAN zuvor – also seit dem letzten Booten – schonmal über die Tolino-Oberfläche („Nickel“) aktiviert wurde.